Cannabis ist nicht erst seit Jahrhunderten ein beliebtes und erprobtes Heilmittel für die verschiedensten Gebrechen, sondern schon seit Jahrtausenden. Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigt sich die Wissenschaft mehr oder weniger intensiv mit den Wirkstoffen des Gewächs. Dabei fanden Forscher heraus, dass die Cannabispflanze über 400 verschiedene chemische Verbindungen aufweist, wovon mindestens 70 zu den Cannabinoiden gehören, zu Stoffen also, die in dieser Form nur im Hanf vorkommen. Am bekanntesten ist das psychoaktive Cannabinoid THC, das dafür sorgt, dass der Konsument high wird. Cannabidiol (CBD) gewinnt immer mehr an Popularität. Es ist nicht psychoaktiv und deshalb legal erhältlich. Im Körper wirkt es ausgleichend und entspannend.
Das Endocannabinoidystystem: CBD im menschlichen Körper
Phytocannabinoide sind – wie im Namen bereits enthalten – pflanzliche Cannabinoide. Der menschliche Körper verfügt über ein System, das es ihm erlaubt, diese Stoffe aufzunehmen und zu verarbeiten, sodass sie ihre Wirkung entfalten können. Dieses System heißt Endocannabinoidsystem (ECS). Es besteht aus einer Vielzahl von Rezeptoren, wobei die beiden bekanntesten die Cannabinoid-bindenden Rezeptoren CB1 und CB2 sind. Bei Rezeptoren handelt es sich um Proteine oder Proteinkomplexe, die es unterschiedlichen Molekülen erlauben, sich an sie zu binden. Durch eine solche Bindung kommt es zur Signalübertragung, die wiederum im Körper zu bestimmten Reaktionen führt.
In unserem Organismus werden auch Cannabinoide hergestellt. Sie heißen Endocannabinoide, da sie innerhalb des Körpers von diesem selbst produziert werden. Phytocannabinoide dagegen sind nicht endogen, sondern exogen – sie kommen von außerhalb des Körpers, nämlich von der Cannabispflanze. Beide Arten von Cannabinoiden sind sich sehr ähnlich und haben deshalb fast identische Effekte auf den menschlichen Körper.
Allerdings verhalten sich verschiedene Cannabinoide (egal ob exogen oder endogen) unterschiedlich an den jeweiligen Rezeptoren. Es gibt Cannabinoide, die direkt an den Rezeptor binden. Dabei handelt es sich um sogenannte Agonisten. Die Agonisten haben aber auch Gegenspieler, also Cannabinoide, welche die Rezeptoren blockieren. Das sind die Antagonisten. Bei der Cannabispflanze wirken THC und CBD als Gegenspieler. CBD hemmt zum Beispiel die appetitanregende und high machende Wirkung des THCs. Je weniger CBD sich also in einem Cannabis-Produkt befindet, desto mehr entfaltet das THC seine Wirkung – und andersherum natürlich auch.
Forscher vermuten, dass es neben den CB1- und CB2-Rezeptoren noch weitere Rezeptoren im ECS gibt. Darüber ist allerdings noch nicht besonders viel bekannt. Fest steht aber bereits, dass CB1-Rezeptoren vor allem im zentralen und im peripheren Nervensystem auftreten, während sich CB2-Rezeptoren am liebsten in Immunzellen tummeln. CBD wirkt nicht nur auf die beiden CB-Rezeptoren, sondern auch auf eine nicht unbeachtliche Zahl anderer Rezeptoren. Da die Funktionen der mit CBD interagierenden Rezeptoren so unterschiedlich und vielfältig sind, kann davon ausgegangen werden, dass wir künftig noch einige positive Medizin-News in Sachen CBD hören werden.
CBD wirkt auf verschiedene Rezeptoren
Anhand von Studien wurde bereits festgestellt, dass CBD sich zur Behandlung der unterschiedlichsten Erkrankungen physischer und psychischer Natur eignet. Die Erkenntnisse sind deshalb so wichtig, weil sie darauf hindeuten, dass einem Ungleichgewicht der endogenen Cannabinoide im Körper durch die Gabe von exogenen Cannabinoiden entgegengewirkt werden kann.
CBD bindet sich nicht besonders gut an CB1- und CB2-Rezeptoren, aktiviert dort aber verschiedene Prozesse. Auch mit Rezeptoren außerhalb des ECS interagiert CBD und hemmt oder verstärkt bestimmte Aktivitäten, die eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Im Folgenden werden einige Beispiele CBD-akzeptierender Rezeptoren aufgelistet – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, da die Wissenschaft noch lange nicht alles über CBD und dessen Wirkweise im menschlichen Körper weiß.
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CB1- und CB2- Rezeptoren: CBD gegen Schmerzen, Psychosen, Schizophrenie und Übergewicht
Am CB1-Rezeptor hemmt CBD verschiedene Effekte von THC. Eine steigende Herzfrequenz wird von CBD damit genauso unterbunden, wie eine Zunahme des Appetits. Als Appetitzügler könnte CBD also gut zur Behandlung von Übergewicht eingesetzt werden. Außerdem ist CBD an den CB1- und CB2-Rezeptoren dafür zuständig, dass das Schmerzempfinden vermindert wird. Es schützt die Nervenzellen und sorgt für Knochenwachstum. Da CBD außerdem die Fettsäureamid-Hydorlase (bekannt auch als Anandamid-Amidohydrolase) hemmt, baut der Körper das Endocannabinoid Anandamid langsamer ab. Anandamid begünstigt eine effektivere Wundheilung. Einen positiven Effekt hat eine vermehrte Konzentration dieser Verbindung auch auf Psychosen und Schizophrenie. Diese werden in ihrem Verlauf durch die Einnahme von CBD abgeschwächt.
TRPV-1-Rezeptoren: CBD gegen Entzündungen
Da CBD an den Vanilloid-Rezeptor TRPV-1 bindet, hat das Cannabinoid dort das Potenzial, Entzündungen einzudämmen sowie die Körpertemperatur zu regulieren. Da der TRPV-1-Rezeptor auch am Schmerzempfinden beteiligt sein soll, kann Cannabidiol hier ebenfalls seine schmerzlindernde Wirkung entfalten. Am Vanilloid-Rezeptor Typ 1 ist die Wirkweise von CBD in etwa vergleichbar mit der von Capsaicin, welches in einigen Paprikasorten für die Schärfe sorgt.
TRPV-2-Rezeptoren: CBD gegen Hirntumore
Cannabidiol interagiert auch mit dem Vanilloid-Rezeptor Typ 2. Vieles deutet darauf hin, dass es somit eine Rolle bei der Wachstumshemmung von Hirntumor-Zellen spielt. CBD soll einen Mechanismus in Gang setzen, der eine Zellzerstörung (genannt Autophagie) veranlasst und somit den Tumor angreift.
Adenosin-Rezeptoren: CBD gegen Angst und Muskelspannung sowie für bessere Durchblutung und Gedächtnisleistung
Am Adenosin-Rezeptor entfaltet CBD ebenfalls seine Wirkung. Dort verstärkt es die Signalgebung des Adenosins. Dieses blockiert im Gehirn die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Glutamat, Dopamin, Acetylochlin und Noradrenalin. Dadurch erweitern sich unter anderem die Blutgefäße. Der Blutfluss im und ums Herz wird genauso wie der Sauerstoffverbrauch im Herzmuskel reguliert und die Funktionen der Herzkranzgefäße werden ins Gleichgewicht gebracht. Adenosin hilft auch gegen Angstsymptome wie etwa angespannte Muskeln und Atemnot.
Durch die Regulierung bestimmter Neurotransmitter mit Hilfe von Adenosin, schreiben Wissenschaftler dem Cannabidiol schlaffördernde Eigenschaften zu. Zudem soll es die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung verbessern und für harmonischere Bewegungsabläufe sorgen. Allerdings ist noch nicht klar, wann CBD genau an den Adenosin-Rezeptoren wirkt. Tierversuche ergaben, dass die Wirkung nur ab und zu eintritt – welche Faktoren dabei eine Rolle spielen, gilt es noch zu erforschen.
Serotonin-5-HT1A-Rezeptoren: CBD gegen Suchtprobleme, Übelkeit und Parkinson
Am Serotonin-5-HT1A-Rezeptor hat Cannabidiol ein großes Wirkpotenzial gegen die Parkinson-Krankheit, auch die antischizophrene Wirkweise kommt hier wieder zur Geltung. Da Serotonin eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Angst und Depressionen sowie anderer psychischer Erkrankungen spielt, gehen Forscher davon aus, das der Einsatz von CBD hier ebenfalls einen positiven Effekt hat.
Darüber hinaus lässt sich am Serotonin-5-HT1A-Rezeptor eine Wirkung gegen verschiedene Süchte erzielen. Übelkeit und Erbrechen werden durch Aktivitäten an diesem Rezeptor auch beeinflusst, genauso die Schmerzwahrnehmung, Schlafstörungen und der Appetit. Positiv soll sich CBD auf das Lernen sowie die allgemeine Stimmung auswirken.
Glycerin-Rezeptoren: CBD gegen chronische Schmerzen
Studien haben ergeben, dass die Glycerin-Rezeptoren eine Rolle bei der Unterdrückung chronischer Schmerzen spielen. Da diese Rezeptoren vermehrt in Nervenzellen zu finden sind, sorgen sie nach Aktivierung für eine verminderte Erregbarkeit der Nerven. Cannabidiol interagiert mit Glycerin-Rezeptoren, könnte deshalb also durchaus zur Minderung chronischer Schmerzen zum Einsatz kommen.
GPR-Rezeptoren: CBD für bessere Knochen und Blutdruckregulation
Bei den GPR-Rezeptoren handelt es sich um G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Der GPR55-Rezeptor hat den Beinamen „Waisenrezeptor“, da er bisher noch keiner heute bekannten Rezeptorenfamilie zugeordnet werden konnte. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass er ein Teil des ECS ist. Er wird daher als atypischer Cannabinoid-Rezeptor bezeichnet. GPR55-Rezeptoren sind hauptsächlich im Gehirn zu finden, dort wiederum vornehmlich im Zerebellum, und sorgen für mehr Knochendichte und die Regulation des Blutdrucks. Wenn jemand unter Osteoporose leidet, könnte eine vermehrte Aktivität an diesen Rezeptoren ein Hinweis auf die Krankheit sein. Da CBD mit den GPR55-Rezeptoren interagiert, besteht die Möglichkeit, dass es einen Effekt auf stärkere Knochen und einen ausbalancierten Blutdruck haben könnte.
In diesem Zusammenhang wird auch darauf verwiesen, dass GPR55-Rezeptoren am Wachstum von Krebs beteiligt sind. Studien haben ergeben, dass CBD die von den Rezeptoren ausgehenden Signale hemmt und damit das Wachstum der Tumorzellen einschränkt.
CBD interagiert überdies mit anderen atypischen Cannabinoid-Rezeptoren, wie etwa dem GPR18-Rezeptor. Dieser ist ebenfalls an der Steuerung des Blutdrucks sowie an verschiedenen Immunfunktionen beteiligt. Mittlerweile ist ein dritter atypischer Cannabinoid-Rezeptor bekannt, der GPR19-Rezeptor. Über dessen Funktionsweise weiß die Forschung bislang allerdings so gut wie gar nichts.
Acetylcholin-Rezeptoren: CBD für leichteres Lernen
Die Interaktion zwischen Cannabidiol und den Acetylcholin-Rezeptoren lässt darauf schließen, dass das Cannabinoid positive Einflüsse auf die Gedächtnisleistung und somit auf verschiedene Lernprozesse hat. Auch am Nikotinkonsum sind diese Rezeptoren beteiligt. Es wird deshalb angenommen, dass CBD beim Kampf gegen die Sucht hilfreich ist. Zudem gibt es auch hier Hinweise, dass CBD der Metastasierung von Krebszellen entgegenwirkt.
Dopamin-Rezeptoren: CBD gegen Psychosen
Bekannt ist der Dopamin-Rezeptor für seinen Einfluss auf Psychosen und Schizophrenie. CBD stellt einen Agonist zu diesem Rezeptor dar und sorgt damit für eine antipsychotische Wirkung. In der Forschung machen sich Wissenschaftler diese Erkenntnis zunutze, um Medikamente auf CBD-Basis gegen Schizophrenie zu entwickeln.
Opiod-Rezeptoren: CBD als Ausstiegsdroge
Da CBD an den Opiod-Rezeptoren wirkt, deutet einiges darauf hin, dass das Cannabinoid als Ausstiegsdroge, nämlich zur Bekämpfung von Süchten wie etwa der Heroinsucht dienen kann. Viele Junkies greifen vermehrt zu Cannabis, wenn sie sich im Entzug befinden. Es lindert nicht nur die Schmerzen, sondern soll auch das Verlangen nach Heroin und anderen Opiaten verringern, da es hemmend an den Opiod-Rezeptoren wirk.
CBD schützt Zellen als Antioxidant
CBD gilt – wie andere Cannabinoide – als Antioxidant. Schädigungen im menschlichen Körper, die beispielsweise durch das Nervengift Wasserstoffperoxid verursacht werden, lassen sich mindestens genauso gut mit Cannabidiol vorbeugen wie mit Vitamin C oder Vitamin D. Dabei fängt CBD die freien Radikale solcher Nerven schädigenden Substanzen ein und hält sie somit von ihrer zerstörerischen Arbeit ab. Deshalb kann CBD vor müder Haut, Krampfadern, Augenproblemen, Schlaganfällen, Demenz, Gelenkproblemen, Krebs und anderen Krankheiten schützen, die durch geschädigte Zellen entstehen können.
Forschung noch jung: CBD hat Potenzial
Obwohl schon seit einiger Zeit an Cannabis und dessen Wirkstoffen geforscht wird, weiß man heute noch relativ wenig über die genauen Wirkweisen von CBD. Offenbar gibt es viele verschiedene Anlaufstellen für das Cannabinoid im menschlichen Körper. Einiges deutet darauf hin, dass CBD sich auf vielerlei Weise positiv auf die Gesundheit auswirkt – einiges wurde bereits durch stichhaltige Studien belegt. In Zukunft ist wohl zu erwarten, dass weitere Studien über CBD für zahlreiche – vielleicht sogar bahnbrechende – medizinische Erkenntnisse sorgen werden. Momentan gibt es nur wenige Medikamente, die auf CBD-Basis entwickelt wurden, was an den mangelnden Forschungsergebnissen liegt. Nicht-rezeptpflichtige CBD-Präparate sind aber jetzt schon (oder vielleicht noch, da das gesundheitsfördernde Potenzial noch nicht vollständig erforscht und CBD noch nicht zur medizinischen Goldgrube deklariert wurde) für jedermann frei erhältlich. Wer sich selber mit CBD-Produkten etwas Gutes tun will, sollte darauf achten, dass diese in guter, geprüfter Qualität, am besten in Bioqualität, hergestellt wurden und auf ein beratendes Gespräch mit einem fachkundigen Arzt im Vorfeld nicht verzichten.