Noch vor einigen Jahren wussten nur Hanffreunde mit sehr großem Hang zum Theoretischen was ein Terpen ist. Heute ist es in Verbindung mit Cannabis in aller Munde. Mit der globalen Cannabis Renaissance, vor allem in medizinischer Hinsicht, schwappte das Wort in Forschungsergebnissen über Wirkstoff-Zusammenhänge spezifischer Cannabis-Sorten auf bestimmte Krankheiten oder Symptome mit in das gängige Vokabular der interessierten Hanfgemeinde von heute.


Was sind Terpene?

Wenn im Folgenden der Begriff Terpene gebraucht wird, werden damit auch Terpenoide mit eingeschlossen. Terpene leiten sich von Isopren ab. Isopren ist eine einfache Kohlenwasserstoffverbindung (C5H8), Terpene wiederum sind Verbindungen dieser Kohlenwasserstoffe. Terpenoide beinhalten zusätzlich zu den Kohlenwasserstoffmolekülen noch mehr funktionale Gruppen aus anderen chemischen Elementen.

Terpene und Terpenoide sind nicht erst durch Cannabisforschung bekannt geworden. Sie geben der Natur die vielen Aromen, Gerüche und Geschmäcker. Und so wurden sie schon seit Jahrhunderten isoliert und industriell verwendet, zum Beispiel für die Herstellung von Parfum und Kosmetik. Mittlerweile hat man festgestellt, dass viele Terpene auch aus medizinischen Aspekten interessant sind, da sie zum einen Einzelwirkungen haben, und zum anderen sowohl mit anderen Terpenen und Terpenoiden, als auch mit Cannabinoiden in Wechselwirkungen interagieren. Die Wechselwirkungen von Cannabinoiden untereinander und in Kombination mit Terpenen sind sehr komplex, und werden der Wissenschaft noch viel Stoff zur Forschung liefern. Diese vielfältigen Effekte begründen auch die unterschiedlichen Wirkungsweisen verschiedener Cannabis-Sorten.

Isolierte Terpene

Von Kosmetik bis zur Lebensmitteltechnik, überall wird mit den Terpenen, also den Aromen aus der Natur, gearbeitet. Cannabis soll über 120 verschiedene Terpene beinhalten, man geht davon aus, dass es insgesamt weit über 30.000 verschiedene Terpene und Terpenoide gibt. Einige der bereits bekannten Terpene, die Hanfpflanzen enthalten können, sind bereits bezüglich ihres Aromas und auch ihrer pharmakologischen Wirkung erforscht. Sie kommen noch in vielen anderen Pflanzen vor, bei manchen kann man dies am Geruch bemerken.

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Limonen

Wie der Name unschwer erkennen lässt, ist Limonen für den bei Cannabis beliebten Zitrusduft zuständig, und nicht nur bei Cannabis. Auch Zitrusfrüchte, Pfefferminze und Wachholder enthalten das Terpen. Medizinisch relevant macht es die blutdrucksenkende, antibakterielle und antidepressive Wirkung, aber auch gegen Pilze oder Sodbrennen soll es gut sein. Es wird gerne in der Lebensmittelproduktion oder zur Herstellung von Parfum verwendet, als Fettlöser eingesetzt, aber auch bei Cannabisextrakten dient es als Geschmacksverstärker.

Myrcen

Das in Cannabis in höchster Konzentration enthaltene Terpen heißt Myrcen. Es kommt außerdem in Zitronengras, Thymian, Hopfen und Eisenkraut vor. Das Aroma ist Hopfen-artig, harzig und krautig, wenn es sehr konzentriert ist, kann es stechend sein. Wie Limonen hat es eine antidepressive Wirkung, ist darüber hinaus antiseptisch, und kann bei Krebstherapien helfen. In Cannabis begünstigt Myrcen die Wirkung von THC, indem es die Durchlässigkeit der Zellmembranen erhöht, so dass mehr THC ins Blut gelangen kann. Motorische Entspannung und sedative Effekte wurden bei Tests an Mäusen festgestellt, sowohl bei Myrcen als auch bei Limonen. Industriell wird Myrcen wegen des Geruchs für die Herstellung von Kosmetikprodukten eingesetzt.

Pinen

Ein weiteres Terpen, das in Cannabis sehr häufig zu finden ist, ist Pinen. Genauer gesagt kommt es in zwei unterschiedlichen Strukturen (Isomere) vor. Alpha Pinen und Beta Pinen können durch trockene Destillation aus Koniferen-Holz gewonnen werden (Terpentin). Andere Pflanzen, die Pinen enthalten, sind Kiefer, Fichte, Salbei, Beifuß, und Eukalyptus und viele mehr. Kein Terpen kommt in der Natur häufiger vor und das Aroma erklärt sich durch den Namen und die Vertreter der Nadelbäume, die es auch beinhalten. Pinen wirkt antibiotisch, antibakteriell und entzündungshemmend. Es kann als Bronchospasmolytikum eingesetzt werden. In Produkten wie Öle, Wachsen und Farben wird Pinen verarbeitet.

Linalol

Auch Linalol kann man neben Cannabis in Hunderten anderer Pflanzen finden, Minze, Zimt, Birke, aber auch in Zitrusfrüchten. Auch von diesem Terpenoid gibt es Isomere, S-Linalol und R-Linalol. S-Linalol hat einen blumigen und süßen Duft, während R-Linalol ein holziges Aroma hat. Linalol kommt auch in Lavendel vor, was bereits sehr lange für die beruhigende und angstlösende Wirkung geschätzt wird. In der Industrie werden tausende Tonnen Linalol verbraucht, meist als Geruchs- oder Geschmacksstoff.

Beta-Caryophyllen

Ihm verdanken Gewürznelken, Rosmarin und Hopfen ein Teil ihres Aromas. BCP, wie Beta-Caryophyllen abgekürzt genannt wird, ist ein besonders interessantes Terpen, weil es ein sehr aktiver Wirkstoff in Cannabis ist. Es kann sich an den Cannbinoid-Rezeptor CB2 binden, und beschleunigt dort entzündungshemmende Effekte. Leider ist es auch die Substanz in Marihuana, die durch Drogenhunde aufgespürt werden kann.

In diesem sehr kleinen Auszug aus den Wirkungen von Terpenen und Terpenoiden wird deutlich, dass mit so vielen einzelnen Effekten, zuzüglich ihrer Wechselwirkungen untereinander, die weitere Forschung in Sachen Cannabismedizin, aber auch von Terpenen allgemein, noch viele Möglichkeiten zu Tage fördern wird. Auch die Industrie hat Terpene schon lange für sich entdeckt und wird mit wachsender Verfügbarkeit von Cannabis weltweit von der Vielfalt der Aromen profitieren, die die Pflanze zu bieten hat.

Terpene in Hanf Extrakten und CBD-Öl

Alle erwähnten Terpene sind auch sehr beliebt, um CBD Öle damit anzureichern. Zwar stammt das CBD auch aus der Hanfpflanze, insofern bringt die Extraktion je nach Verfahren bereits einen gewissen Terpengehalt mit sich, dieser ist in der Regel aber sehr gering. Durch das Zusetzen von Terpenen wird nicht nur das Aroma eines CBD Öls, sondern auch seine Wirksamkeit verbessert. Den Grund dafür nennt man den Entourage-Effekt.

Dieser besagt, dass eine Pflanzenarznei im ganzen verabreicht, wirksamer ist als die isolierten Wirkstoffe einzeln, was soviel bedeutet, dass die Terpene die Wirkung des CBD günstig beeinflussen und umgekehrt. Die Cannabinoide und Terpene sind in Wechselwirkungen verbunden. Einige der pharmakologischen Effekte der Terpene und Terpenoide werden dementsprechend auch durch das CBD unterstützt und verstärkt. So kommt es, dass ein Vollextrakt auch dann wirksamer sein kann als ein reines CBD Öl, welches kaum Terpene beinhaltet.