Die Hanfpflanze hat nun zu ihrem vielen positiven Eigenschaften eine weitere dazugewonnen. Zahlreiche Cannabinoide der Hanfpflanze erwiesen sich in Studien als antibiotisch wirksam. Aus diesem Grund könnten diese Cannabionide dabei helfen, multiresistente Keime zu bekämpfen, bei denen Antibiotika versagen.


Das Problem der multiresistenten Keime

Antibiotika werden im Überschuss verschrieben. In der Massentierhaltung werden die Tiere damit im Übermaß “versorgt”. Infolgedessen entwickeln sich Keime, welche resistent gegen jegliche Antibiotika sind. 

Diese wirken, indem sie lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge innerhalb bestimmter Zellen unterbinden. Ganz besonders die Reproduktion darf nicht mehr stattfinden. Dadurch sollen die entsprechenden Krankheitserreger, wie beispielsweise Bakterien oder Keime abgetötet werden, sodass keine Infektion entstehen kann.

Im Übrigen werden Antibiotika deswegen zur Tumorbehandlung eingesetzt, da sie Krebsgeschwüre in bestimmten Rahmen unschädlich machen können. Wie bei jeglichen Tumorbehandlungen sind die Nebenwirkungen massiv, weshalb diese Therapie in der Praxis kaum stattfindet.

Jedenfalls entstehen aufgrund der Evolution Mechanismen in Krankheitserregern, welche die Wirkweisen von Antibiotika unschädlich machen. Derartige Krankheitserreger bezeichnet man fortan als multiresistente Erreger oder Keime. Im Normalfall testet man zahlreiche Antibiotika an einem Patienten aus. Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten greift meistens eine Therapie. Immer häufiger kommt es jedoch vor, dass gar kein Antibiotikum mehr helfen kann. Ganz genau hier greift Cannabis ein.

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Die antibiotischen Cannabinoide

Die antibakteriellen und antibiotischen Eigenschaften der Hanfpflanze werden schon lange diskutiert. So beschrieb bereits Prof. Dr. J. Kabelik von der Medical Faculty of the Palacky University in Olmouc in den 1950er Jahren die antibiotischen Eigenschaften der Hanfpflanze. Weitergeführt wurden seine Ideen in den 1990er Jahren in Nigeria. Die Wissenschaftler verabreichten Ratten sogenannte Trypanosomen. Bei Menschen lösen diese die Schlafkrankheit aus. Die Forscher verabreichten den Ratten also wässrige Extrakte aus Hanfsamen, wobei die Ergebnisse vielversprechend ausfielen. Einen Grund dafür, dass die Forschung nicht weiter vorangetrieben wurde, gibt es nicht.

Bekannt wurden die Forschungsergebnisse im Jahr 2008. Der italienische Wissenschaftler Giovanni Appendino und Simon Gibbons von der University of London untersuchten die antibiotischen Eigenschaften von Cannabidiol (CBD), Cannabigerol (CBG), Cannabichrome (CBC) und Cannabinol (CBN). In Konzentrationen von mehr als 98 % verabreichte man diese Phytocannabinoide einigen MRSA-Stämmen (bestimmte multiresistente Keime), wobei die Auswirkungen auf diese tödlich waren. Hiermit bestätigten sich die Cannabinoide als antibiotisch.

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Forscher führen diese Ergebnisse darauf zurück, dass die Hanfpflanze über ihre Cannabinoide natürliche Abwehrmechanismen gegenüber fremden Keimen entwickelt hat. Diesem Gedanken muss man noch auf den Grund gehen, die genauen Prozesse bleiben ungeklärt.

Bedeutend an dieser Entdeckung ist, dass das THC nicht untersucht wurde. Aufgrund seiner psychoaktiven Eigenschaften eignet sich das Tetrahydrocannabinol nicht unbedingt als Antibiotikum, die Nebenwirkungen wären zu gravierend. Stattdessen wurden zahlreiche andere Cannabinoide untersucht, welche keine psychoaktive Wirkung im Menschen entfalten. Das CBD ist allgemein bekannt, ganz besonders in Form des CBD-Öls. Zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften werden diesem Mittel zugesprochen, neben der antibiotischen Wirkung auch eine entzündungshemmende, schlaffördernde, schmerzlindernde und antifungische, wobei sich diese Liste noch fortsetzen ließe.

Cannabigerol findet in der öffentlichen Diskussion kaum Zuwendung. Bekannt ist dieses Cannabinoid jedoch, weil es sozusagen das Ur-Cannabinoid ist. THC beispielsweise entsteht aus dem Cannabigerol, zahlreiche weitere Phytocannabinoide ebenfalls.

Das Cannabinol ist ebenfalls bekannt, da mit der Zeit THC zu diesem Molekül zerfällt. Interessant ist die sedative Wirkung , welche den Konsumenten schläfrig macht. Dadurch eignet sich Cannabinol hervorragend als Schlafmittel, häufig lassen Konsumenten gewöhnliches Cannabis eine Zeit lang liegen, sodass möglichst viel Cannabinol enthalten ist.

Der Shootingstar Cannabigerol

Bei weiteren Forschungen hat sich ganz besonders das Cannabigerol als antibiotisch erwiesen. In der tiefergehenden Forschung zeigte sich, dass CBG zum einen das Entstehen von bakteriellen Biofilmen verhindert, desinfizierte Oberflächen bleiben also durch Cannabigerol weiterhin bakterienfrei. Des Weiteren kann dieses Cannabinoid bereits vorhandene Bakterien zerstören und abtöten.

Getestet wurden diese Eigenschaften an Mäusen, welche man zuvor mit MRSA infizierte. Hier zeigte sich die antibiotische Leistung des CBGs als ebenbürtig, wie die des berühmten Antibiotikums Vancomycin, welches als Reserveantibiotikum im Kampf gegen multiresistente Staphylokokken eingesetzt wird.

Das CBD greift dabei die Zellmembran von sogenannten grampositiven Bakterien an. Das sind Bakterien, welche lediglich eine Außenhülle besitzen, sobald eine zweite vorhanden ist, wirkt das CBG nicht mehr. Solche Zellen mit zwei Außenhüllen klassifizieren die gramnegativen Keime. Man kann CBG hier immer noch einsetzen, wenn man zuvor ein anderes Medikament einnimmt, welches eben diese Außenhülle angreift. Für die Verwendung im Krankenhaus besteht jedoch eine riesige Hürde. Das CBG greift nicht lediglich die Bakterienzellen an, sondern auch körpereigene Zellen der Tiere. Darum muss man das CBG abwandeln und derart spezifizieren, dass lediglich die Bakterien angegriffen werden.